Pflegende arbeiten am Limit. Schuld daran ist nicht nur die Corona-Pandemie. Der Fachkräftemangel hat bereits lange vor dem Auftreten des Virus eine Krise ausgelöst. Im Forschungsprojekt ZAFH care4care haben die Hochschule Esslingen, die Universität Tübingen und die Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU) diese Krise gemeinsam wissenschaftlich in den Blick genommen und Lösungsansätze für eine strategische Fachkräftesicherung entwickelt.
Nach fünf Jahren ist das Projekt nun beendet. Am 4. Februar werden die Projektverantwortlichen die Ergebnisse in einer Abschlussveranstaltung der Öffentlichkeit vorstellen und diskutieren.
Zentrale Erkenntnisse des Forschungsprojekts
- Die Branche, ihre Führungskräfte und ihre Beschäftigten brauchen kurzfristige Entlastung, mittelfristig tragfähige Lösungen und langfristig eine Neujustierung der Rahmenbedingungen. Arbeitgeber müssen ihre Mitarbeiterschaft sowohl in die Umsetzung kurzfristiger Lösungen als auch in das mittelfristig angelegte strategische Handeln einbeziehen.
- Die Entlohnung ist medial ein großes Thema. Sie ist in der Pflege unterschiedlich und gemessen an den Anforderungen nicht ausreichend. Dennoch ist die Bezahlung besser als ihr Ruf. Gerade Jugendliche unterschätzen das Gehalt aber und entscheiden sich daher gegen eine pflegerische Ausbildung. Hier können bessere Informationen viel bewirken.
- Bereits ausgebildete Fachkräfte achten besonders auf die Arbeitsbedingungen. Ihnen ist es wichtig, die anvertrauten Menschen pflegerisch so zu versorgen, wie es ihrem Können, Wissen und Berufsethos entspricht, dafür Wertschätzung zu bekommen und sich im Team wohlzufühlen. Dafür relevante Faktoren sind eine gute Arbeitsorganisation, vernünftige Arbeitsbedingungen sowie eine gute Führung. Die Arbeitgeber können diese Punkte beeinflussen.
- Arbeitszeitmodelle, Personalentwicklung und Gesundheitsförderung sind weitere Stellschrauben, die dazu beitragen können, Pflegefachpersonen langfristig zu halten. Junge Mitarbeitende wünschen sich häufig andere Arbeitszeiten als Fachkräfte mit Kindern oder in ihren letzten Berufsjahren. Eine erfolgreiche Abstimmung unterschiedlicher Wünsche trägt zur Zufriedenheit bei.
- Fachkräfte werden mit der Ausbildung gewonnen. Sie soll den Nachwuchs nicht nur auf die Praxis vorbereiten, sondern auch die Basis für eine positive Bindung an den Beruf schaffen. Dabei ist die praktische Ausbildung in den Betrieben wichtig. Auszubildende sind die Fachkräfte von morgen. Dieses Selbstbewusstsein gilt es den Auszubildenden zu vermitteln.
Die Veranstaltung findet online statt. Eine vorherige Anmeldung ist notwendig und unter folgendem Link möglich: https://bit.ly/3Enzgko.
Text: Hochschule Esslingen/RWU
Zum Projekt ZAFH care4care
Hinter ZAFH – Zentren für angewandte Forschung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften –verbirgt sich ein Förderprogramm Baden-Württembergs und einiger anderer Bundesländer, das sich speziell an Hochschulen für angewandte Wissenschaften wendet.
Der Projektverbund Zentrum für angewandte Forschung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (ZAFH) care4care – Fachkräftebedarf in der Pflege im Zeichen von Alterung, Vielfalt und Zufriedenheit, besteht aus den Hochschulen Esslingen und Ravensburg-Weingarten sowie dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e. V. in Tübingen. Das ZAFH care4care erarbeitet gemeinsam „mit der Praxis für die Praxis“ themenbezogene Handreichungen, die die Fachkräftesicherung unterstützen. Care4care zeigt Wege auf, wie Pflegefachpersonen gewonnen werden können, wie diese dauerhaft zufrieden und gesund in ihrem Beruf agieren können und wie der Pflegeberuf insgesamt attraktiver gestaltet werden kann.